, Alex Kicinski

Volleyball: Volero Legends vs. KSCW H1

Respekt funktioniert nicht nur einseitig – ein Kommentar

Die Dominanz von Volero in der 2. Liga ist unumstritten, leider ungebrochen und wird vermutlich auch noch die kommende Saison, eventuell sogar mehrere Jahre, anhalten. Die individuelle Stärke des Teams und die Disziplin, die viele voleroianer Spieler in professionellem Umfeld gelernt haben, macht Sie definitiv zu dem Gegner, den man besiegen müsste, um aufzusteigen … Nicht, dass irgendein 2. Liga-Team in Zürich (inklusive der Volero Legends) diese Ambition hätte.

Nach unserer klaren Züri-Cup Niederlage im Finale gegen ebendieses Team, die gerade mal mit einem uninspirierten Chat-GPT Beitrag gewürdigt wurde, wollten wir die bestmögliche Leistung im Rückspiel der Liga abrufen. Leider hat durch diverse Abwesenheiten und Verletzungen nicht unser komplettes Stammteam den Weg ins Birch gefunden. Danke an die grossartige Unterstützung von Djibrill und Mateja auf dem Feld und Yann als Coach an der Seitenlinie.

Sportlich verlief das Spiel klar zugunsten von unserem Gegner. Im 1. Satz wurden wir halbwegs überfahren. Das deutliche Verdikt lautete 25:13. Im 2. Satz haben wir uns gefangen, gekämpft und wurden mit einem 30:32 Satzgewinn belohnt. Ehrlicherweise muss man aber zugeben, dass die Bierball-Sprungservices von Volero fehlerhaft und nicht wirklich ernst zunehmen waren, wodurch wir überhaupt die Chance erhalten haben den Satz zu gewinnen. Die Sätze 3 und 4 gingen dann zu 15 und zu 17 verdient an unsere Gegner, soweit so gewohnt.

Mein sportlicher Kommentar zu diesem Spiel ist klar. Verdienter Sieg für Volero … mal wieder.

Mein persönlicher Kommentar fällt aber etwas anders aus. Dieses Spiel ist vermutlich einzigartig in der Geschichte des Zürcher Volleyball, in dem ich mich (auch mangels Talents) seit fast 20 Jahren bewege. Im 3. Satz beim Stand von 18:12 für Volero! … ruft ein gegnerischer Spieler, während wir leidenschaftlich um einen eigentlich verlorenen Ball kämpfen, hämisch dazwischen, bevor der Ball tot ist. Jeder der mich kennt weiss, dass ich gerne provoziere und selbst leicht zu provozieren bin. Nach dem Punkt für Volero schaue ich also den Spieler an und sage ihm ins Gesicht „du bist unsportlich (bzw. unfair) alter Mann (der Gegenspieler ist 56 Jahre alt)“. Mir ist sehr wohl bewusst, dass die feine Art anders ist, besonders weil ich eigentlich grössten Respekt vor der Leistung habe, die der Spieler noch auf dem Niveau abliefert, aber was folgt ist vermutlich so noch nie passiert. Der Gegenspieler rastet veritabel aus, beleidigt mich, nennt mich „Arschloch“, was, während dem Spiel oft der Wahrheit entspricht, und kann sich absolut nicht beruhigen. Es geht weiter und weiter, während ich wohlweislich meine Klappe halte und einfach nur den Schiri fragend anschaue. Der Gegenspieler kommt noch mehr in Fahrt, flucht wie ein Rohrspatz und wird nach endlosen Tiraden mit einer Hinausstellung bestraft, kann sich aber immer noch nicht beruhigen. Er flucht und beleidigt weiter und erhält die Disqualifikation. Am Schluss reden wir von einer Busse von CHF 800.00.- für diesen absoluten Verlust der Kontrolle. Ich bin nicht unschuldig an der Situation und wünsche Niemandem im Volleyball, dem Sport den wir alle lieben, so einen Meltdown. Ich hatte sogar ein schlechtes Gewissen. Nüchtern betrachtet sind die Sanktionen aber völlig gerechtfertigt.  

Nun zum Untertitel des Kommentars. Nach dem unrühmlichen Zwischenspiel hat Volero, auch aus verständlicher Solidarität zum disqualifizierten Spieler ein Gesicht gezeigt, dass wir als Team so nicht verdienen. Viele Berührungen wurden kommentiert, vor Services wurde „gratis“ gerufen, generell war das Verhalten, besonders als sportlich überlegenes Team, aus meiner persönlichen Sicht, unwürdig. Wir alle verstehen den Frust, der aus so einem Spielverlauf entsteht aber solches Verhalten ist einfach nicht gerechtfertigt. Wir haben Respekt vor den Leistungen, welche die Spieler von Volero in hohen Ligen erbracht haben und immer noch erbringen. Aber wo ist der Respekt vor uns, vor passionierten Volleyballern im Breitensport, die nicht in den hohen Ligen waren aber sich als Trainer aller Niveaus, Schiris und Vereinsfunktionären verdingen. Wir sind keine Konsumenten vom Volleyball, wir leben Volleyball und wollen entsprechend behandelt werden.

Was mich trotzdem hoffen lässt, ist der Moment nach dem Spiel. Kein Spieler von Volero hat den Handshake verweigert und wir haben den Wanderpokal für den Züri Cup (mit Plakette, danke Bert!) übergeben. Genau das ist die wahre Kunst. Während dem Spiel sind wir Feinde, vor und nach dem Spiel sind wir Freunde, die der gleichen Leidenschaft frönen.

Wir freuen uns auf hitzige Duelle in der nächsten Saison.

Alex

KSC Wiedikon - H1